- traucheck Redaktion
Heute sprechen wir mit einer Frau, deren Berufung es ist, Worte zum Leben zu erwecken: Sabine Heil. Geboren im Herzen Deutschlands und heute in Nordrhein-Westfalen zu Hause, begleitet sie Menschen in den bedeutendsten Momenten ihres Lebens – mit Sprache, Gesang und viel Einfühlungsvermögen.
Ob freie Trauungen, persönliche Trauerfeiern oder andere feierliche Anlässe: Sabine gestaltet jede Zeremonie individuell, liebevoll und mit einem feinen Gespür für das, was Worte bewirken können. Mit einem IHK-Zertifikat als geprüfte Rednerin, viel Erfahrung und dem Talent, Emotionen in Sprache und Gesang zu übersetzen, schafft sie unvergessliche Augenblicke – auf Wunsch sogar zweisprachig in Deutsch und Englisch.
Im Interview erzählt uns Sabine, was sie antreibt, wie sie sich auf ihre Zeremonien vorbereitet und warum gerade die leisen Töne oft die stärksten sind.
1. Wie bist du dazu gekommen, Hochzeitssängerin und freie Traurednerin zu werden – und wann hast du gemerkt, dass das deine Berufung ist?
Ich habe als Sängerin schon immer wieder mal bei Trauungen gesungen, das hat mir so gut gefallen, all die wunderbare positive Energie, das spürbare Glück und das was dabei zurückkommt vom Brautpaar und seinen Gästen, wunderbar! Da ich auch Veranstaltungen moderiere, habe ich dann irgendwann beschlossen, beides miteinander zu verbinden. Rede und Gesang. Ich habe dann eine Ausbildung als freie Trau- und Trauerrednerin absolviert und nicht bereut. Diese Kombination wird von den Brautpaaren gerne angenommen, da sie für die Planung zwei Dinge auf einmal "abhaken" können und sich das natürlich auch für sie positiv im Budget bemerkbar macht. Bei meiner ersten Zeremonie, habe ich direkt gemerkt, dass es meine absolute Berufung ist, Menschen glücklich machen zu dürfen, aber auch zu trösten, etwa bei Trauerfeiern.
2. Was bedeutet Musik für dich persönlich – besonders in so emotionalen Momenten wie einer Trauung?
Ohne Musik wäre das Leben traurig. Erst recht bei emotionalen Zeremonien, wie bei einer Trauung. Dadurch wird es erst so richtig schön feierlich und emotional. Ich spüre ganz genau, was in diesem Moment passiert, wenn ich beginne zu singen, wie die Herzen der Anwesenden aufgehen.
3. Wie verbindest du Musik und Rede in deinen Zeremonien – und wann ist für dich der richtige Moment, um auch selbst zu singen?
Ich passe mich den Wünschen der Brautpaare an, berate sie natürlich gerne auch bei der Liedauswahl, aber das letzte Wort hat immer das Brautpaar. Durch die Geschichte der beiden, ergibt sich auf ganz natürliche Weise der richtige Zeitpunkt. Natürlich mit guter Vorbereitung. Ich achte darauf, dass die Zeremonie im "Fluss" ist, abwechslungsreich, damit keine Langeweile aufkommt. (Ist auch noch nie vorgekommen ;-)) Vor allem durch Live-Gesang als Emotionsverstärker kann das eigentlich schon gar nicht passieren. Aber natürlich auch mit Ritualen passend zum Brautpaar.
4. Gibt es bestimmte Lieder oder Texte, die besonders häufig gewünscht werden – und wie schaffst du es, ihnen trotzdem eine persönliche Note zu geben?
Ja, es gibt schon einige Klassiker, die öfter gewünscht sind. Das Brautpaar bekommt von mir eine Repertoireliste, auf der sie sich die für sie passenden Lieder aussuchen können. Aber ich erfülle auch gerne Sonderwünsche. Persönliche Note? Hm, ich denke, auch das ergibt sich von alleine, da ich mich immer, egal, wie oft ich diese bereits gesungen habe, in die jeweiligen Songs einfühle, quasi in dem Moment mich dem Lied so hingebe, dass es spürbar wird.
5. Wie gehst du bei der Planung der Zeremonie und der Liedauswahl mit dem Brautpaar vor – gibst du Empfehlungen oder lässt du alles offen?
Oft hat das Brautpaar bereits schon vorab Vorstellungen, darauf gehe ich selbstverständlich sehr gerne ein. Aber falls sie noch keine Ahnung haben, erfrage ich ihren persönlichen Musikstil und mache dann passende Vorschläge. Ich weiß ja aus Erfahrung, welche Lieder auf jeden Fall an welcher Stelle am besten "funktionieren".
6. Gab es schon besonders berührende oder ungewöhnliche Momente in deiner Arbeit, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Oh ja, das ist ja gerade das Schöne an meiner Arbeit. Ich darf in das Leben und die Geschichte der Menschen eintauchen und ihnen einen ganz besonderen Moment schenken, an diesem wichtigen, besonderen Tag - sei es ihr Hochzeitstag oder eine Trauerfeier. Gibt es etwas Schöneres? Ein Beispiel wird mir immer in Erinnerung bleiben: Eine Eheerneuerung nach über 20 Jahren Ehe. Die Braut war schwer erkrankt und ihr Mann war ihr in dieser Zeit immer an ihrer Seite, hat alles für sie getan, hat sie nie im Stich gelassen, selbst in den schwierigsten Momenten. Sogar seinen Beruf pausiert. In guten, wie in schwierigen Zeiten also! Nachdem alles überstanden war, hat sie ihm einen total romantischen Heiratsantrag gemacht. Das war unglaublich bewegend!
Auch immer wieder berührend für mich sind die persönlichen Liebeserklärungen, das Ehegelübde des Brautpaares, bei der Zeremonie. Die höre ich ja dann auch erst am Tag der Zeremonie. Da kommt so viel Emotion und Herzenswärme auf. Niemals würde mich so etwas abstumpfen lassen. Es ist immer wieder neu und besonders. Aber auch Wortbeiträge von Familie oder Freunden können unglaublich berührend sein und ganz tief "reingehen".
7. Wie gehst du mit Emotionen um – sowohl bei den Paaren als auch bei dir selbst, wenn dir zum Beispiel bei einer Trauung die Tränen kommen?
Das bei den Paaren Tränen kommen, ist meistens der Fall, das darf auch an so einem Tag sein, wo es schließlich um Emotionen geht. Die meisten haben Angst davor und sagen das auch vorher. Dann versuche ich ihnen diese Angst zu nehmen und sie zu beruhigen, daß das ruhig sein darf, man sich dessen nicht schämen muss. Ich reiche dann ein Taschentuch und ein Glas Wasser, dann geht's auch schon wieder.
Da ich selbst in der Verantwortungsposition bin und ich meine Rede ja bereits vorher schon kenne, passiert mir das glücklicherweise eher nicht. Und wenn mal bei mir ein Tränchen kommt, ist das nur authentisch. Wenn ich allerdings "nur" als Sängerin fungiere, kann das schon eher passieren, weil ich ja dann zum ersten Mal den Worten der Kolleginnen und Kollegen lausche und die Geschichte des Brautpaares zum 1. Mal höre. Ich bin ja auch nicht frei von Emotionen, das ist nur menschlich. Aber natürlich sollte man als Rednerin, nicht unbedingt die "Heulsuse" sein. (Lach!) ;-)
Ich möchte aber auch gerne hinzufügen, dass auch ganz viel herzhaft gelacht wird!!!
8. Was würdest du Paaren raten, die noch unsicher sind, ob Livemusik oder eine freie Trauung überhaupt zu ihnen passt?
Ich erkläre ihnen, dass Musik, vor allem Livemusik, eine unglaubliche Wirkung hat. Wenn ich sie überzeugen kann, ist das schön, aber wenn sie das nicht wünschen, weil es nicht zu ihnen passt, ist das auch völlig in Ordnung. Es ist absolut kein Muss meinen Live-Gesang mit dazuzubuchen! Auch habe ich absolut kein Problem, wenn andere Kolleginnen und Kollegen während der Zeremonie singen, während ich die Rede halte.
Vielen Dank für das Interview, liebe Sabine!