Hinter den Kulissen: Traurednerin Michelle Garde im Interview

Michelle Garde im InterviewLiebe Michelle, wie genau kamst Du zu dem Beruf Traurednerin?

Durch meinen Hauptberuf als Standesbeamtin. Dort kam ich erstmals in Kontakt mit Brautpaaren und Dienstleistern rund um die Branche und ich habe sehr schnell gemerkt, wieviel Spaß es mir bereitet die Brautpaare an ihrem besonderen Tag mit meinen Worten einen ersten Schritt in die Ehe begleiten zu können.

Letzten Sommer wurde ich von einem Bräutigam nach der Trauung ganz fest gedrückt und er fragt mich, ob ich denn auch freie Trauungen anbiete. Das musste ich verneinen und er sagte mir ich solle mir das mal anschauen und überlegen mich in diese Richtung selbständig zu machen.

Damals wusste ich noch gar nicht was freie Trauungen sind aber habe mich direkt mal darüber informiert. Ich war sofort Feuer und Flamme - Ein Brautpaar über mehrere Monate hinweg zu begleiten - individuelle Reden schreiben - verschiedene Orte und Wünsche der Paare kennenlernen. Das alles hörte sich auf anhieb so interessant an, dass ich direkt mit der Planung für mein Projekt „Selbständigkeit“ begann.

Ich wurde auf ein Trauredner Seminar aufmerksam und habe mich sofort beworben. Ein Seminar oder eine Ausbildung ist grundsätzlich nicht notwendig, um freier Trauredner zu sein. Mir war es trotzdem wichtig, dort die ersten Kontakte zu knüpfen und Informationen und Inspirationen mitzunehmen. Und es war die Beste Entscheidung dort teilzunehmen. Ich habe so tolle andere Traurenderinnen kennengelernt, mit denen ich heute noch im Kontakt stehe und die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Und seitdem ging es los, ich habe meinen Namen gefunden, die Homepage wurde erstellt und die ersten Anfragen sind eingetrudelt. Nun bin ich mitten in meiner ersten Hochzeitssaison und es war die BESTE Entscheidung.

 

 

Foto: Sven H. Photography

Bist Du in einem Unternehmen angestellt oder als Traurednerin selbstständig?

Ich bin als Traurednerin selbständig.

Es gibt aber auch Anbieter, die einem Paare vermitteln und bei den man als freier Mitarbeiter angestellt sein kann. Das ist für diejenigen interessant, die vielleicht eine gewisse Sicherheit brauchen oder nicht so viel Zeit haben eigenes Marketing zu betreiben.

Für mich kam das aber nicht in Frage, mir war es wichtig, mich mit meinem Namen bekannt zu machen und meine eigenen Projekte voranzubringen. 

In welchem Fall macht es Sinn, einen Trauredner zu engagieren?

Es macht Sinn einen freien Redner zu engagieren, wenn man zusätzlich zur standesamtlichen Trauung in einem größeren und persönlicheren Rahmen „Ja“ zueinander sagen möchte. Dies aber aus bestimmten Gründen nicht in der Kirche tun möchte.

 

Gründe hierfür könnten sein, dass das Paar gleichgeschlechtlich ist, das Paar unterschiedliche oder keine Konfessionen hat, einer der beiden schonmal verheiratet war oder sie der Rahmen der kirchlichen Trauung einfach nicht ihren Vorstellungen entspricht.

Der freie Trauredner kann dann eben auf die individuellen Wünsche des Brautpaares eingehen und die Zeremonie so gestalten, wie das Paar sich vorstellt.

Welches Budget ist mindestens notwendig, um Deine Dienste in Anspruch nehmen zu können?

Mein Honorar für eine freie Trauung wird individuell auf das Paar abgestimmt. Es gibt kein Pauschalpaar, also gibt es auch keinen Pauschalpreis. Der Preis ergibt sich aus der Arbeitszeit und dem Arbeitsaufwand je nachdem, welche Wünsche das Paar an mich hat.

Traurednerin Michelle Garde

Foto: Sven H. Photography

Wie gehst Du vor, wenn Dich ein Paar engagiert? 

Zunächst einmal freue ich mich sehr darüber, wenn ein Paar mich kontaktiert und gratuliere natürlich zu allererst zur Verlobung. Sofern der gewünschte Trautermin bei mir verfügbar ist, schicke ich bei Bedarf ein Angebot zu oder vereinbare direkt ein unverbindliches Kennlerngespräch - am liebsten telefonisch, denn so kann man schon mal die Stimmen hören und vielleicht erkennen, ob man sich auf anhieb symphatisch ist.

Das Kennlerngespräch findet meistens in einem Café statt. In der Regel dauert das Gespräch eine Stunde und man schaut einfach, ob die Chemie stimmt und ich stelle dem Paar vor, wie ihre persönliche Trauung aussehen kann. So haben das Paar und ich die Möglichkeit einen ersten Eindruck voneinander zu erhalten und zu schauen, ob die Vorstellungen zusammenpassen. Das Paar bekommt natürlich Bedenkzeit und muss nicht sofort einen Vertrag unterzeichnen. Sagt das Paar mir zu, bekommen sie Unterlagen von mir zugeschickt. Darin beinhaltet sind unter anderem Informationsmaterial, die Vertragsunterlagen und die erste Rechnung.

Auf Wunsch erhält das Paar verschiedene Fragebögen, um sich auf das große Traugespräch einzustellen. Viele fühlen sich dann einfach sicherer und besser vorbereitet. Wir vereinbaren den Termin für das Traugespräch und falls gewünscht für Einzelgespräche.

Das Paar hat natürlich jederzeit die Möglichkeit mit mir Kontakt aufzunehmen, auch außerhalb unserer Gesprächstermine. Beim Traugespräch erfahre ich dann alles persönliche über das Paar und wir erstellen gemeinsam einen Ablaufplan für die Zeremonie.

Anschließend kann ich beginnen, die individuelle Traurede zu schreiben. Am großen Tag der Trauung halte ich die Rede für das Brautpaar ganz nach ihren Wünschen und schenke ihnen somit Momente für die Ewigkeit.

Was war bisher Dein schönstes und einprägsamstes Erlebnis als Traurednerin?

Ich würde sagen die Zusage meines ersten Brautpaares. Die beiden haben mich an Silvester angerufen und mir mitgeteilt, dass sie mich engagieren möchten. Sie wussten, dass sie mein erstes Paar werden würden und wollten mich etwas auf die Folter spannen - lach. Für den perfekten Start ins neue Jahr wollten Sie mir mit der Nachricht eine Freude bereiten und wir haben zu Dritt am Telefon vor Glücksgefühlen ein paar Tränchen vergossen. Das war irgendwie ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde.

Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften eines Trauredners?

Man sollte als Trauredner gerne kontaktfreudig sein. Man hat natürlich viel Kontakt zu Brautpaaren die einen engagieren möchten aber natürlich auch zu anderen Dienstleistern mit den man zusammenarbeitet oder sich austauschen möchte, z.B. auf Messen oder bei Styled Shootings. Als Trauredner sollte man sich gut selbst organisieren können und ein gutes Zeitmanagement haben. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man den Beruf nebenbei oder hauptberuflich ausübt. Man sollte ein gutes Konzept entwickeln, um den Überblick zu behalten.

Ganz wichtig ist, man sollte immer authentisch bleiben. Jeder Trauredner ist auf seine Weise besonders und es gibt zu jedem Brautpaar da draußen einen passenden Redner oder eine passende Rednerin. Jeder sollte seine Stärken und Zielgruppen kennen. Und natürlich dürfen auch wir Trauredner einem Paar absagen, wenn wir denken, dass es nicht passt oder wir eben nicht der richtige Ansprechpartner sind.

Man sollte als Trauredner nicht werten oder beurteilen. Es gibt verschiedenste Paare. Paare deren Beziehung vielleicht anders verläuft als die eigene. Daher sollten wir unsere eigene Meinung außen vor lassen und objektiv bleiben.

Last but not least - Als Trauredner haben wir eine große Verantwortung. Wir erfahren sehr viel persönliches und intimes über die Paare. Daten sollten immer vertraulich behandelt werden.

Michelle Garde

Foto: Sven H. Photography

Welchen Vorteile hat eine freie Trauung?

Das Brautpaar kann den Ort und die Uhrzeit der Trauung selbst festlegen, Genauso wie den Umfang und den Ablauf der Zeremonie. Es gibt fast keinen Ort an dem man eine freie Trauung nicht durchführen kann. Es gibt keine Richtlinien oder Normen die anders wie beim Standesamt oder bei der Kirche berücksichtig werden müssen. Man kann so kreativ sein - man kann ein Motto festlegen, Rituale oder Hochzeitsbräuche einbauen, Musik oder andere Acts integrieren, und und und …. Man kann seinen Vorstellungen freien Lauf lassen.

Hast Du einen bestimmten Ablauf, den Du unmittelbar vor deiner Rede durchgehst?

Mir ist wichtig, dass ich rechtzeitig vor Ort bei der Location bin. Ich kann so meine Technik in aller Ruhe aufbauen und testen, die anderen Dienstleister vor Ort kennenlernen und natürlich die Gäste und das Brautpaar begrüßen bevor es losgeht.

Unmittelbar vor der Trauzeremonie gehe ich den Ablauf im Kopf durch und wende ein paar Atemübungen an. Das hilft gegen Lampenfieber und wärmt die Stimmbänder auf.
Und dann kann es losgehen!

Lieben Dank Michelle für deine Zeit und die tollen Einblicke in deinen Traumberuf Traurednerin!

Steckbrief:

Name: Hochzeitsreden Michelle Garde - Traucheck Profil
Als Traurednerin tätig seit: 2017
Website: www.die-traufrau.de

Fotografie: Sven H. Photography https://www.svenhuesemann.de

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